”Ein Mensch ohne Religion
ist ein Wanderer ohne Ziel,
ein Fragender ohne Antwort,
ein Ringender ohne Sieg,
ein Sterbender ohne neues Leben.”
Hl. Augustinus
“Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen? Was ist der Mensch?” (Kant). Es ist das Wesen des Menschen, über diese Fragen nachzudenken und darüber, wo er herkommt und wozu er bestimmt ist. So gibt es zu denken, wenn es nach Umfragen die meisten Eltern nicht mehr wagen, mit ihren Kindern religiöse Fragen überhaupt auch nur anzuschneiden! Wie hilflos stehen viele Leute vor den Grundtatsachen unseres Lebens überhaupt, allen voran der, dass wir sterblich sind!
So steht der verbreiteten religiösen Sprachlosigkeit und der Tabuisierung religiöser Themen ein ganz großes Bedürfnis nach Auskunft, Antwort und Zeugnis gegenüber, dem wir Religionslehrer, so gut wir eben können, zu entsprechen versuchen. Wir tun dies nicht im leeren Raum, sondern auf der Grundlage des Bekenntnisses der Kirche. Die darin gegebenen Antworten und Verheißungen versuchen wir in die heutige Zeit zu übersetzen.
Dabei sind wir in hohem Maße bereit, unsere eigenen Voraussetzungen zum Gegenstand des Gesprächs zu machen. Denn wir wissen, dass wir den jungen Menschen nichts vormachen, sondern sie nur überzeugen können, sich auf den Weg des Glaubens einzulassen. Doch Religion ist nicht Philosophie, sondern Nach-Denken über die gegebenen Verheißungen, es geht ihr nicht in erster Linie um Moral, sondern um Hoffnung. Und so ist ihr der Gipfel der Erkenntnis nicht Einsicht, sondern An-Dacht. Biblisch gesprochen: Der Beginn der Weisheit ist die – berührende, nicht ausschöpfende – Erkenntnis Gottes. Mehr noch: Die Nachfolge Christi: “Durch Kreuz und Tod eingehen / in Deine Herrlichkeit”.
Aus diesem Ruhen im Bekenntnis ergibt sich zugleich die Offenheit des Unterrichts: Wir versuchen in intellektuell redlicher Weise – und das heißt zugleich in fairem Bedenken von Unterschieden und Gemeinsamkeiten – unseren Glauben zu vermitteln. Nur auf diese Weise ist es möglich, die Schüler zu einer ebenso freien wie offenen und ernsthaften Auseinandersetzung mit der religiösen und kirchlichen Überlieferung wie auch mit allen anderen Sinnangeboten der pluralen Welt von heute zu befähigen.
Aus diesem Anspruch ergibt sich von selbst, dass Religion ein ernsthaftes Fach ist: Das religiöse Problembewusstsein muss mit den anderen intellektuellen Kapazitäten mithalten: Es geht nicht an, dass ein Erwachsener in seinen religiösen Haltungen auf der Stufe eines Dreijährigen zurückbleibt. Gerade im Bereich der Religion gilt: Glaube ist lebenslanges Lernen. Freilich geht es dabei nicht um theoretisches Wissen, sondern um ein Wachstum im Herzen. Denn dem Bösen muss jeden Tag aufs Neue abgesagt werden und Gott ist es wert, jeden Tag aufs Neue entdeckt zu werden.