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Gymnasium
Tegernsee

Schlossplatz 1c
83684 Tegernsee
Telefon: 08022/70420
Fax: 08022/704230

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Das Kloster

Unser Gymnasium befindet sich auf ältestem Kulturboden Bayerns und trägt einen traditionsreichen Namen. “Gymnasium Tegernsee” meint ja nicht nur das Gymnasium an einem bestimmten See, sondern immer auch das Gymnasium im Gebäude des ehemaligen Klosters Tegernsee. Seit in den Urkunden von einem “tegarin seo” (ahd. “großer See”) die Rede ist, ist immer auch von dem Kloster die Rede, das von Benediktinern am Ostufer errichtet wurde und das dem See und seiner Umgebung erst die historische und kulturelle Identität verlieh.

Um 746 gegründet, erreichte das Benediktinerkloster – nach der Zerstörung durch die Ungarneinfälle – im 11. und 12. Jahrhundert seine erste große Blütezeit: “Seinen größten Ruhm bei der Nachwelt sollte Tegernsee (...) als künstlerisches Zentrum erlangen, durch seine Schreib- und Malschule, durch Erzgießerei und Glasmalerei” (Dr. R. Götz, Haus der Bayr. Geschichte). Der erste deutsche Ritterroman in lateinischen Versen (“Ruodlieb”), das “Spiel vom Antichrist”, das “großartigste aller geistlichen Dramen des Mittelalters” (ebd.), ebenso die Handschrift des mittelhochdeutschen “Liebesgrußes” (“Du bist min. Ich bin din...”) stammen aus diesem Kloster. Die zweite Blütezeit der immer reicher und mächtiger werdenden Benediktinerabtei begann im 15.Jahrhundert und dauerte fast bis zu deren Auflösung (1803). Eine besondere Berühmtheit erlangte die Bibliothek des Klosters, die aufgrund ihrer vielen Handschriften und Frühdrucke eine Zeit lang als eine der “größten des Abendlandes gelten” konnte (ebd.). Seit 1573 betrieb das Kloster auch eine eigene Druckerei, die einmalige Exemplare hervorbrachte. Bei dessen Auflösung 1803 war die Bibliothek auf über 40 000 Bände angewachsen (von denen allerdings nur ca. 8000 die Säkularisation überlebten). Zahlreiche Handschriften des Klosters gehören heute zu den “Kostbarkeiten der Bayrischen Staatsbibliothek.” (ebd) Auch als wirtschaftlicher Faktor, als Arbeitgeber für eine gesamte Region – von der Tiroler Grenze bis zum Markt Holzkirchen – spielte das Kloster eine eminent wichtige Rolle. Es besaß 17 klösterliche Gewerbebetriebe (darunter eine eigene Brauerei – eine besonders wichtige Einnahmequelle), war Grundherr über viele Bauernhöfe, hatte die niedere Gerichtsbarkeit, “regelte Waldnutzung, Jagd und Landwirtschaft” und war “Fürsorgestelle und 'Sparkasse´ für die Landbevölkerung” (ebd). Eine der Haupteinnahmequellen des Klosters war der Weinhandel, der aus riesigen Besitzungen in Südtirol und in der Wachau gespeist wurde. So war Tegernsee im 18.Jh. eines der “reichsten und angesehensten Klöster Bayerns” (ebd).

 

Säkularisation

Die Brüche am Ende der Glanzzeit des Klosters waren gewaltig und schmerzhaft: Am 17.März 1803 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation “aufgehoben” und einer “möglichst gewinnbringenden Verwertung” zugeführt; man hatte Probleme, den riesigen Klosterkomplex in dieser “öden Gegend” zu verkaufen (ebd). Der neue Besitzer war vor allem an der Brauerei interessiert, große Teile der Klosteranlage wurden abgerissen (u. a. die Marmorbibliothek, das Prunkstück des Klosters) und als Baumaterial weiter verkauft. Von der großen Bibliothek überlebten nur ca. 8000 Exemplare den “Klostersturm”. Ökonomischer Bürgersinn hatte wenig Verständnis für klösterliche Hochkultur. So war das Kloster vom Verfall bedroht.

Hätten nicht 1817 die Wittelsbacher (König Max I. Josef) die Restanlage als Privatbesitz erworben und zur Sommerresidenz (zum “Schloss”) umgebaut, es wäre heute wohl nicht mehr viel zu sehen von der ehemals imposanten Klosteranlage, dem jahrhundertealten kulturellen Zentrum im Alpenvorland. Das Heimischwerden der Wittelsbacher im Tegernseer Tal, ihr häufiger Aufenthalt im Schloss mit dem königlichen Hof verlieh der gesamten Gegend neuen Glanz und Würde und bedeutete langfristig einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung für das Tal.

Zweiter Weltkrieg

In unserer jüngsten Zeit jedoch drohte dem Kloster eine weitaus radikalere, noch sinnlosere Zerstörung, als es die Säkularisation war:

Der Zweite Weltkrieg machte auch vor dem Tegernseer Tal nicht Halt. Aus dem Kloster war ein Lazarett geworden (die “Chirurgische Klinik links der Isar” hatte man an den Tegernsee ausgelagert). Zum Schrecken der Bevölkerung (das Tal war überfüllt mit Flüchtlingen, Ausgebombten, evakuierten Kindern aus der “Kinderlandverschickung”) rückte in den letzten Wochen des Krieges eine SS-Division in das Tal ein und baute in Bad Wiessee und St. Quirin eine Verteidigungslinie gegen die aus Bad Tölz heranrückenden Amerikaner auf. So kam es, dass noch kurz vor Ende des Krieges ein verheerender Bombenangriff der Amerikaner auf das Tegernseer Tal drohte, der in letzter Minute durch das mutige Engagement einiger weniger Bürger – und den endgültigen Abzug der SS-Division – verhindert werden konnte.

 Die Anfänge der Schule

In diese schlimme Zeit unmittelbar nach Kriegsende fällt die Geburtsstunde unserer Schule. Die Zustände im Tal damals waren chaotisch: Man schätzt die Zahl der Fremden auf ca. 30 000. Hinzu kam die amerikanische Besatzungsmacht, die in Miesbach residierte.

Trotz Chaos und täglichem Überlebenskampf organisierten – in Privatinitiative – engagierte Eltern und Lehrer Unterricht für Jugendliche mit dem Ziel einer “höheren Bildung”. Man unterrichtete in Gasträumen und Nebenzimmern, in Privat- und Volksschulräumen, oft ohne Lehrbücher und Unterrichtsmaterial und manchmal auch ohne “Gehalt”, denn das setzte sich aus dem privaten Schulgeld (15 bis 24 Pfennige pro Schulstunde) und aus Spenden zusammen, die nicht regelmäßig flossen. Doch die Schülerzahl wuchs und man hatte allmählich Probleme mit Unterbringung und Finanzierung und auch mit dem Auftreiben neuer “entnazifizierter” Lehrer. So schlossen sich die fünf Talgemeinden 1946 zu einem Zweckverband zusammen und gründeten die sog. “Verbandsoberrealschule”, die eine Unterkunft im Sengerdschloss (Bayernheim) erhielt. 1947 bestanden erstmals 25 Schüler ihr Abitur, von denen manche erst aus dem Kriegseinsatz zurückgekehrt waren. Doch das Hauptproblem blieb die Finanzierung des ganzen Projekts. Der Schulverband ging regelrecht betteln: So übernahmen Privatpersonen – wie z. B. der Maler Olaf Gulbransson – Patenschaften für Minderbemittelte, Geschäftsleute und Firmen spendeten Schreibpapier und Glühbirnen und die amerikanische Miltärregierung übernahm die Kosten für die heißbegehrte Schulspeisung. Das Finanzproblem war letztlich nicht zu lösen, vor allem nachdem die Schulgeld- und Lernmittelfreiheit für öffentliche Schulen eingeführt worden war. So wandte man sich 1948 hilfesuchend an die Amerikaner und das Kultusministerium in München und bat um die Verstaatlichung der Schule, die am 30.06.1949 endlich gewährt wurde.

Nun fand der “Zweckverband” auch eine dauerhafte Bleibe im Tegernseer Schloss der Wittelsbacher, d.h. in den Räumen, die durch den Abzug des Kriegslazaretts freigeworden waren und die der Herzog nun zur Verfügung stellte. So wurde z. B. aus dem ehemaligen Operationssaal im 1.Stock der künftige Physik- und Chemiesaal und aus dem Röntgenraum ein Musiksaal – für viele Schüler wohl Räume mit “symbolträchtiger Bedeutung”. Schulmöbel stifteten der Herzog und die Talgemeinden.

Der Gründungsakt

Am 1. 9. 1949 war es dann soweit: Das “Gymnasium mit Oberrealschule” (d.h. ein altsprachlicher Zweig mit neusprachlich-naturwissenschaftlichem Zweig) wurde in den Räumen des Tegernseer Schlosses eröffnet und am 21.10.1949 in einem feierlichen Festakt von Kultusminister Dr. Dr. Hundhammer der Öffentlichkeit übergeben.

Schon damals war viel von der kulturellen Tradition des Klosters die Rede: von “christlichem Humanismus” und “christlicher Humanität” als den Grundzielen der Schule. Der Kultusminister bezeichnete es in seiner Rede als ein “großes Glück für die Jugend”, in einer “Schule mit solcher Tradition” lernen zu dürfen. Und er begründete wohl auch den “Mythos” von der Eliteschule am Tegernsee, wenn er forderte, dass der “Tegernseer” ...”draußen Klang und Namen” bekommen und dass er “zu einem Begriff” werden müsse. (Tegernseer Zeitung vom 25.10.1949) – ein sehr hochgestecktes Ziel, von dem wir uns heute in aller Bescheidenheit wohl distanzieren müssen.

Verfall und drohendes Ende

Soweit so gut – doch die Alltagsrealität entwickelte sich ganz anders. Die Probleme der Gründerzeit des Gymnasiums waren nicht behoben: der notorische Geldmangel, die altersbedingten Schäden des Gebäudes, die völlig veraltete Heizungsanlage, die dürftige Ausstattung mit Unterrichtsgerät (Physik, Chemie, Biologie), die – für Unterrichtsräume – zu kleinen Fenster usw. Zu “guter Letzt” stürzte auch ein 30 Zentner schweres Stück der Decke des 2.Stockes herunter – zum Glück in den Osterferien (1963). Mehrere Male mussten Klassenzimmer wegen drohendem Deckeneinsturz – einmal sogar der Haupteingang (1973) – geschlossen werden!

Die Unterrichtsverhältnisse hatten wieder den Nachkriegszustand erreicht, das Gebäude schien zu zerbröckeln – und mit ihm die Hoffnungen auf ein Gymnasium am Tegernsee und auch die Idee einer “Schule mit solcher Tradition” (Hundhammer).

Schließlich entschied man sich (auch im Kultusministerium) nach vielen Streiks und Protestaktionen von Elternschaft und Schülern, die sich fast ein Jahrzehnt hinzogen (1967 – 76), zum Bau eines neuen, modernen Gymnasiums bei Gmund. Der Staat hatte bereits ein Grundstück erworben. Doch der geplante Neubau (1973) hatte einen kleinen “Schönheitsfehler”: Er war – für heutige Begriffe – ausgesprochen hässlich, ein nüchterner Zweckbau mit Flachdach und hoch aufragendem Heizungskamin (eher einer Textilfabrik ähnlich), der – in imposanter Hanglage in Seeglas bei Gmund – so gar nicht in das Landschaftsbild des Tegernseeer Tals gepasst hätte.

Die “Wiedergeburt”

Allmählich trat ein Bewusstseinswandel ein. Das Thema Landschaftsschutz gewann in den 70er Jahren immer mehr an Bedeutung. Gewichtige Gruppen votierten gegen den “hässlichen Klotz” in Gmund. Eine besondere Rolle spielte die Gruppe der “Sieben Bürger” (unter ihnen der besonders engagierte Herr Ziersch), die eine “Kampagne der Natur- und Kulturhüter” ins Leben riefen und im Tegernseer Schloss eine günstige Ausgangslage für ein “hervorragendes Gymnasium (...) mit kultur- und kunstorientierter Ausstrahlung auf das Tegernseer Tal” sahen. Damit war die entscheidende Perspektive formuliert, aus der heraus unser heutiges Gymnasium eigentlich erst entstand und aus der es bis heute seine Identität und seine Besonderheit gewinnt. Nach einigen Mühen und Kämpfen – die Lobby der Landschaftsschützer in Regierung und Landtag wurde immer stärker – nahm die Idee konkrete Gestalt an: Während der Planungsphase 1976-79 erwarb der Freistaat Bayern den Ost- und Südflügel des herzoglichen Schlosses, die Umbauphase dauerte von 1979- 82. Es stellte sich eine reizvolle Aufgabe (für Architekt Ferwanger aus Rosenheim): eine moderne Schule in ein Jahrhunderte altes Klostergebäude zu integrieren, ohne beide zu beschädigen; man musste die strengen Bestimmungen des Denkmalschutzes beachten und wollte doch ein modernes, funktionelles Gymnasium schaffen. Die Symbiose ist wohl sehr gut gelungen: Das alte, vom Verfall bedrohte Gebäude wurde (im Rokokostil) aufwändig restauriert und das Neue, die moderne Schule, mit großem ästhetischen Geschick integriert. So setzte man z. B. den dringend erforderlichen Anbau für neue Klassenzimmer mit einer Glasfront in den Innenhof des Klostergebäudes, um genügend Licht für die Klassenzimmer zu schaffen; zugleich entstand ein “ästhetischer Nebeneffekt”: der angenehme Blick auf die gegenüberliegende Wände und Türme der historischen Klosterkirche (mit antiker Sonnenuhr), die sich in der Glasfront des Neubaus widerspiegeln. “Ästhetische Nebeneffekte” gibt es viele an unserer Schule, man muss sie nur entdecken.So hat also das alte Schloss am Tegernsee mit seinem modernen Gymnasium eine wahrhaft neue Renaissance erlebt und ist wieder – wie schon vor Jahrhunderten – zum kulturellen Zentrum der Stadt und des gesamten Tegernseer Tals geworden.

Abschließend seien noch die Namen derer genannt, ohne die die Vision von der “Schule im Schloss” nicht Wirklichkeit geworden wäre: Es sind der bereits genannte Architekt Ferwanger, der damalige Stimmkreisabgeordnete Dr. E. Stoiber, der das ganze Projekt – vor allem was die staatlichen Finanzmittel betraf – sehr tatkräftig unterstützte, und der damalige (1976 aus dem Kultusministerium an die Schule versetzte) 36 Jahre junge Direktor H.- H. Perlinger, der den gesamten Umbau mit Planung und Ausführung in die Wege leitete und mitüberwachte und – parallel dazu – einen reibungslosen Schulbetrieb (mit störungsfreien Abiturprüfungen während Bauphase!) aufrechterhalten konnte.